Eine Betreuerin für nur drei Kinder

Liebe Eltern!

Bitte lesen Sie auf dieser Seite einiges über Kinderkrippen und dazu, warum ein guter Betreuungsschlüssel für Kleinkinder besonders wichtig ist:
Ich bin durch die Erfahrungen meiner täglichen Arbeit (seit 2008) zu der Überzeugung gelangt, dass ganz junge Kinder, die noch einige Zeit vom Kindergartenalter entfernt sind, eine ganz besondere Fürsorge und Aufmerksamkeit brauchen. Das betrifft alle Kinder im Alter von null bis drei Jahren, weil noch viel öfter als Kindergartenkinder Kinder dieser Altersgruppe verunsichert sind und den Trost und die  Anteilnahme ihrer Bezugspersonen brauchen. Besonders ist das so in der sensiblen Phase, in der sie ihre Persönlichkeit und ihren Willen entwickeln, die auch als "Trotzphase" bezeichnet wird. Es gibt Momente, in denen mehrere Kinder auf einmal unruhig werden, etwa, weil ihnen etwas nicht gelungen ist, weil sie sich weh getan oder weil sie vor etwas Angst bekommen haben. Dann ist es der Bezugsperson nicht möglich, mehr als zwei Kinder gleichzeitig zu trösten. Die Kinder möchten in solchen Situationen öfter auf den Arm genommen werden und brauchen vermehrte Aufmerksamkeit. Währenddessen kann sich die Bezugsperson ja nur eingeschränkt um alle anderen Kinder und deren Bedürfnisse kümmern.
Hinzu kommen Dinge, die in den noch weniger entwickelten körperlichen Fähigkeiten der Kinder begründet liegen, die es erforderlich machen, dass man ihnen mehr Zeit widmen muss - anders als Kindergartenkinder müssen Kinder dieser Altersgruppe gewickelt werden, einige müssen gefüttert werden, viele halten noch einen Mittagsschlaf, oft gelingt die Koordination beim Gehen/Laufen noch nicht so gut, dass man ein Kind guten Gewissens - auch nur für kurze Zeit - aus den Augen lassen könnte.
Es kommen Kinder verschiedener Altersgruppen zusammen, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben: Die ganz Kleinen (bis etwa zum ersten Geburtstag) brauchen noch viel Körper- und Augenkontakt, meistens noch einen Vormittagsschlaf, mehr Ruhe, eventuell noch Spaziergänge im Kinderwagen an der frischen Luft; sie müssen gefüttert werden, brauchen aber auch Platz, um sich motorisch zu entwickeln, sich hin und her zu drehen,  zu krabbeln und liegen dabei - jedenfalls bei mir - nicht in einem Laufstall. Währenddessen wollen die etwas Älteren (etwa ab 18 Monaten) etwas vorgelesen bekommen, oder dass man mit ihnen mal etwas „Einfaches“ bastelt oder mit ihnen ein Puzzle macht (was in diesem Alter ohne Anleitung noch nicht allein gelingt). Die Erzieherinnen haben dann selten die notwendige Zeit, noch zum Fördern der Kinder zu kommen, weil man zwischendurch auch andere Aufgaben zu erledigen hat: Vielen Kindern die Windel wechseln, den Tisch decken, das Essen verteilen, Babys füttern, die Kinder anziehen, sie ausziehen, wenn man draußen war, die Hände waschen, einem Baby die Flasche beim Trinken halten, ein anderes Kind trösten; einem Kind helfen, wenn es enttäuscht ist; ein Kind beschützen, weil ein anderes gerade mit Sachen herumwirft u.s.w. Solche Situationen kommen oft gleichzeitig vor.  Dies alles zu gewährleisten, in einer Weise, die dem Wohl der Kinder genüge leistet, ist in einer Krippe mit 10-15 Kindern und nur 2-3 Erzieherinnen aus meiner Sicht und Erfahrung unmöglich.
Dies alles zusammengenommen bedeutet, dass Kinder im Vor-Kindergartenalter besonders große Aufmerksamkeit und Zuwendung brauchen. Eine sehr kleine Gruppe mit nur drei Kindern je Betreuungsperson ist für Kinder in diesem Alter am besten geeignet.
Leider, so lässt sich aus der Erfahrung aus Gesprächen mit Eltern sagen, werden diese an sich naheliegenden Dinge unberücksichtigt gelassen, wenn es darum geht, die Betreuung eines Kindes einer Krippe zu überlassen. In Krippen ist es erfahrungsgemäß so, dass auf sieben zu betreuende Kinder nur eine einzige Betreuungsperson kommt. Es werden also bestenfalls zehn Kinder von zwei Betreuerinnen betreut. Diese zehn Kinder sind allesamt solche, die während des Tages öfter einmal gewickelt werden müssen. Währenddessen ist es der Betreuungsperson unmöglich, auf die restlichen ihrer Kinder aufzupassen, sodass es nicht anders sein kann, als dass die andere der zwei Betreuungspersonen gleichzeitig auf 9-13 Kinder aufzupassen hat. Dasselbe geschieht, wenn eine der Betreuungspersonen selbst zur Toilette gehen muss. Diese Unterversorgung an Betreuerinnen tritt in einer Krippe auch jedes Mal dann ein, sobald ein Kind verstärkten Trostes durch eine Bezugsperson bedarf. Mit einem schreienden Kind auf dem Arm muss sie die weiteren ihr anvertrauten Kinder wiederum der anderen Betreuungsperson überlassen. Sollten mehrere Kinder gleichzeitig weinen, wird es schnell schwierig, Trost für alle zu "organisieren" - und Betreuer und Kinder geraten in solchen Konstellationen schnell an Grenzen, die für beide Seiten schädlich sein können - besonders natürlich für die Kinder, die nicht diejenige Fürsorge erhalten, derer sie bedürfen.
Ein weiterer Aspekt, der hieraus resultiert, ist der, dass neben all den Dingen wie  zum Beispiel dem Füttern, Trösten, Windelwechseln und beim Einschlafen helfen etwas ganz Wichtiges vernachlässigt zu werden droht: Die in diesem Alter besonders wichtige frühkindliche Förderung. Wenn ein Kind öfter getröstet werden muss, kann einem anderen in dieser Zeit kein Bilderbuch gezeigt werden. Wenn die Betreuer wegen der großen Anzahl von Kindern viel Zeit im Wickelbereich verbringen, wird in dieser Zeit nicht gesungen. Hier lassen sich beliebig viele weitere Beispiele dieser Art finden.
Aus diesen Erwägungen heraus bietet Familienkind einen Betreuungsschlüssel  von 1:3 an, der den Kindern ein solides Fundament an Sicherheit, Fürsorge, Geborgenheit - und Förderung bietet. Ich halte diesen Ansatz für kinderfreundlich, weil ich mich auch im Bereich der Förderung intensiv mit den Kindern beschäftigen kann - etwas, was bei einer "Krippenquote" (zwei Betreuer "auf" 10 bis 14 Kinder) schwer möglich zu sein erscheint.
Der Grund, warum Eltern häufig einen Krippenplatz vorziehen und einer Betreuung durch Tagespflegepersonen skeptisch gegenüberstehen, mag darin begründet sein, dass Krippen rein äußerlich gesehen "etwas hermachen". Es gibt dort tolle Räumlichkeiten und Spielmöglichkeiten und auf den ersten Blick scheint alles besser nachvollziehbar und für die Eltern überprüfbar zu sein, was hinter den geschlossenen Türen geschieht, wenn die Eltern ihr Kind abgegeben haben. In dieser Hinsicht bitte ich Sie, bei Ihrer Überlegung das zuvor Erwähnte zu berücksichtigen (Hinter dem Schleier der Ordnung funkeln die Augen des Chaos.  Novalis).
Früher war für manche Eltern ein weiterer Aspekt, sich für eine Krippe zu entscheiden, dass eine Krippenbetreuung billiger als eine Individualbetreuung durch eine Tagespflegeperson war.  Seit dem 01.08.2013 sind die Beiträge, die Eltern für die Betreuung zahlen, angeglichen: Sie zahlen bei Familienkind nicht mehr als an eine Krippe oder an eine Tagespflegeperson, die mit fünf Kindern arbeitet.
Weitere Informationen zu den Themen "Guter Betreuungsschlüssel" und "Nachteile der Krippenbetreuung in Großgruppen" können Sie auf den folgenden Webseiten finden:

 

http://www.medizin-im-text.de/blog/wp-content/krippenbetreuung_sollte_nicht_schongeredet_werden.pdf

http://www.medizin-im-text.de/blog/2008/530/lesetippp-krippenbetreuung-sollte-nicht-schoengeredet-werden/

http://www.fachportal-bildung-und-seelische-gesundheit.de